Die Berliner Tagung im November 2022 war nicht nur gut besucht; auch auf intensive Diskussionen mussten wir nicht verzichten. Stephan Bruhn (London) hat für H-Soz-Kult einen ausführlichen Tagungsbericht verfasst, der sich unter diesem Link finden lässt.
Berlin
CfP 28. Jahrestagung: Verzicht. Mediävistische Perspektiven (Berlin, 18.-19.11.2022)
Im November 2022 wird sich der Brackweder Arbeitskreis an der Humboldt-Universität zu Berlin treffen. Die interdisziplinäre Tagung ist offen für alle Interessierten und widmet sich dem Thema „Verzicht“.
Was ist Verzicht, wenn er nicht Verlust ist? Die Tagung blickt auf vielfältige mittelalterliche Praktiken, Semantiken, Logiken und Szenarien des Verzichtens – zunächst breit verstanden als Nicht-Nutzung einer zur Verfügung stehenden Ressource, als Nicht-Wahrnehmung einer Handlungsoption.
Der Call for Papers ist nun online und darf gern weiterverbreitet werden. Wir freuen uns auf Vorschläge (bis 22.5.2022) und auf anregende Diskussionen im November!
Akteure und Orte. Glokale Perspektiven auf Gruppierungen im Mittelalter
Ankündigung der 23. Jahrestagung des Brackweder Arbeitskreises für Mittelalterforschung an der Humboldt-Universität zu Berlin, 18.–19. November 2016
Ankündigungstext und Programm herunterladen
Menschliche Gruppen sind keine primordiale Entitäten, sondern vielmehr das Produkt beständiger Arbeit an der Synthese und Abgrenzung, Reproduktion und Durchsetzung dieser Gruppen. Daher sollten bei der Untersuchung kultureller Verflechtung nicht bloß deren Ergebnisse herausgestellt, sondern muss Verflechtung auch hinsichtlich der Bedingungen, Formen und Techniken der Gruppierung befragt werden. Gleichzeitig muss sich die Hypothese, eine bestimmte Unterscheidung und Gruppierung sei für die historischen Akteure in der Praxis relevant gewesen, anhand von konkreten Interaktionen prüfen lassen, in denen diese Differenzierungen befolgt, bekräftigt und möglicherweise benannt werden. Diese Interaktionen finden zwar nie ‚im luftleeren Raum‘ statt, sondern unter kontingenten politischen, sozialen, ökonomischen, sprachlichen Bedingungen; Gruppierungen sind aber eben gerade keine direkten oder a-sozialen Wirkungen solcher Bedingungen, sondern auf ihre aktive Vermittlung in konkreten Interaktionen angewiesen. Das erfordert zum einen, Akteure in ihren jeweiligen sozialen Positionen und mit den von ihnen geknüpften und aktualisierten Beziehungen und Bezugnahmen in den Blick zu nehmen. Zum anderen steht dahinter die Einsicht, dass menschliches Handeln immer an einem Ort stattfindet, auch wenn in ihm kulturelle Traditionen und soziales Kapital aufgerufen werden können, die räumlich distanter Herkunft sind: Globale Verflechtungen und Beziehungen werden lokal verhandelt (und erforscht): eine ‚glokale‘ Perspektive.
Die Tagung richtet sich insbesondere, aber nicht ausschließlich, an Nachwuchswissenschaftler_innen; sie ist fachöffentlich und bedarf keiner Einladung. Um rechtzeitige Anmeldung unter info@brackweder-ak.de wird jedoch aus organisatorischen Gründen gebeten – vielen Dank! Eine Anmeldung zum Newsletter des Arbeitskreises ist möglich unter newsletter.brackweder-ak.de. Weiterlesen
Akteure und Orte. Glokale Perspektiven auf Gruppierungen im Mittelalter
23. Jahrestagung des Brackweder Arbeitskreises für Mittelalterforschung, Berlin, 18.–19.11.2016
Akteure und Orte – Tagungskonzept.
In der Mittelalterforschung hat sich in den letzten Jahren ein Diskurs über transkulturelle Verflechtungen formiert. Dabei wird, in Anschluss an globalgeschichtliche Theorien, die grundsätzliche Möglichkeit von Verflechtungen über kulturelle Grenzen hinweg angenommen. Die Perspektive ist bisher vor allem vom Ergebnis her bestimmt, das heißt es wird nach der Entstehung und Verbreitung solcher (kultureller) Phänomene gefragt, die sich nicht mehr bestimmten ‚Kulturräumen‘ zuordnen lassen, die aber oft noch auf ihre vermeintlichen ‚Ursprungskulturen‘ hin befragt werden. Die Prominenz des Konzeptes von ‚Kulturen‘ in historischer Forschung ist jedoch seit einiger Zeit als ein Produkt nationalstaatlichen Denkens und wissenschaftlicher Disziplinentrennung zur Dekonstruktion freigegeben.
Denn ebenso wenig wie gentes und regna, Staaten, Gesellschaften und andere Großgruppen sind ‚Kulturen‘ primordiale Entitäten. Weder sind sie zwangsläufig Bedingung noch Folge der praktischen Erfahrungen und unmittelbaren Interaktionen der in historischen Situationen oder der geschichtswissenschaftlichen Forschung kulturell Gruppierten selbst. Sie sind vielmehr das Produkt beständiger Arbeit, die darin besteht, auf Grundlage kultureller Phänomene Gruppen zu synthetisieren, zu reproduzieren und zu behaupten. Statt bloß nach der Verbreitung von Phänomenen zu fragen, die bestimmten ‚ursprünglichen Kulturen‘ zugeschrieben werden, müssen daher Bedingungen, Formen und Techniken der sozialen und kulturellen Gruppierung selbst problematisiert werden. Gleichzeitig muss davon ausgegangen werden, dass solche Differenzierungen in verschiedenartigen Situationen der sozialen Praxis in höchst unterschiedlichem Maße als bedeutungsvoll erachtet wurden oder empirisch nachweisbare Konsequenzen hatten. Die Hypothese, dass eine Unterscheidung und Gruppierung etwa nach Herkunft, Konfession, Religion, Politie oder Sprache – ähnlich wie nach Geschlecht, Stand oder Klasse – für die historischen Akteure in der sozialen oder kulturellen Praxis relevant war, muss sich anhand von konkreten Interaktionen prüfen lassen, in denen diese Differenzierungen befolgt, bekräftigt und möglicherweise benannt werden.
Neues Mitglied: Philipp Winterhager
Ein weiteres Mitglied der dritten Generation des Brackweder Arbeitskreises steht fest: Wir freuen uns über die Zusage von Philipp Winterhager! Er forscht an der Humboldt-Universität zu Berlin über migrantische und transkulturell hybride Milieus im frühmittelalterlichen Rom. Als Archäologe und Historiker mit hervorragenden Griechisch-Kenntnissen und innovativen Ansätzen passt er sehr gut zu unserem Kreis. Willkommen!
17. Jahrestagung „Geschichte und Metapher“
19.-20. November 2010, Universität der Künste Berlin
Organisation: Manuel Braun und Tanja Michalsky
Tagungsprogramm
Freitag, 19. November 2010
Tanja Michalsky: Gemalte Metaphern. Zur Reflexion der Bedeutungsverschiebung im Bild am Beispiel von Pieter Bruegels Niederländischen Sprichwörtern (1559), in der Gemäldegalerie
Samstag, 20. November 2010
Anja Becker: Metapherntheorie – Metaphernpraxis. Überlegungen zu einer mediävistischen Kontroverse am Beispiel geistlicher Lieddichtung
Hendrikje Lehmann: Von krumben ougen und süezer tumpheit. Metapherngebrauch und Emotionalität im Minnesang
Beatrice Trinca: Die Birne, die Rose, das Wild. Erotische Düfte, metaphorisch und konkret
Gregor Rohmann: Von der Kirche als Reigen zur Raserei im Gotteshaus. Metaphern für Heilserwartung und Heilsverlust und ihre Verwirklichung in der spirituellen Medizin des späten Mittelalters
Caroline Smout: Spielarten bildhafter Modellierung von Wahrheit in den Regia Carmina des Convenevole da Prato
Klaus Krüger: Bildliche Figuralität. Zur ästhetischen Produktion von Evidenz im Trecento